Modemübertragung:

Die derzeit einzige Möglichkeit, Daten online zum LOS-System zu übertragen, ist mein Programm CABTX.

Im Buchbindebereich (LTITEL, CABTX) und Abrechnungsbereich (CSTX, RSTX) werden Daten zwischen den einzelnen Stationen per Modem übertragen. Hier wird zwischen den beiden beteiligten Stationen eine 1:1 (neuhochdeutsch "Peer-to-Peer") Verbindung aufgebaut.

Aufgrund technischer Schwierigkeiten mit ISDN ist hierbei zwingendermaßen ein Modem erforderlich. Die ISDN-Emulation eines Modems zeigt bei Aufträgen über 50 Decken, bzw. 30 Buchungssätzen, Fehler (Beim Empfänger bricht die Datenübertragung einfach ab, der Sender bekommt davon nichts zu sehen). Das ist ein klassischer Fehler im Protokoll CAPI 2.x, der auch bei gängigen Internetanwendungen immer wieder mal auftritt. Bei manuellen Anwendungen kann man hier die Übertragung durch "Aktualisieren" erneut starten, damit ist der Fehler zumeist behoben. Ein Automat kann aber nicht erkennen, daß noch etwas fehlt (weil es ja nicht da ist), nur das Auge / Gehirn erkennt, daß da noch ein Bild fehlt.

Bei der Implementation der Datenübertragung im Jahre 1991 wurde davon ausgegangen, daß jede Zeile einzeln auf Übertragungsfehler und Produktionssicherheit kontrolliert werden muß. Nach der erfolgreichen Kontrolle wird dem Sender mitgeteilt, Packet ist in Ordnung, bitte weiteres Packet senden. Hinzu kommt, daß sowohl Zugriff als auch Daten verschlüsselt sind, damit nicht jeder an das Produktionszentrum herankommt. Dieser Schutz ist zugegebenermaßen recht primitiv, hat aber bis jetzt jeden Angriff abwehren können. Durch die restriktive Haltung des Empfangsmodems (stellt sich nach dem 2.ten Zugriffsfehler einfach "taub"), kann ich die Spielfreude macher Hacker und Viren recht schnell dämpfen.

Im Normalfall klappt die Modemübertragung recht gut, leider ist die Konfiguration eines Modems deutlich komplexer, als man es heutzutage in der EDV-Schule (Verzeihung: IT-Education) lernt. Es existieren über 200 Einstellwerte im AT-Befehlssatz, so daß ein typischer Befehl wie ATX3V1X3S0=0M2L3S31=8S51=0S7=0&A1 aussieht. Bei einer nicht fachgerechten "Optimierung" treten hier öfter mal "unerklärliche" Probleme auf.

Die Hauptnachteile der derzeitigen Modemverbindung sind also:

Ich werde immer wieder mal aufgefordert, hier endlich mal was neues zu machen, heutzutage macht man so etwas ja per ISDN, Internet, email.

Eine Datenkopplung auf ISDN Basis, wie es z.B. die Firma AVM mit Ihrem Produkt Fritz! Card bietet, ist zwar schnell und übertragungssicher, hat aber folgende Nachteile:

Wie man sieht, hat man mit einer direkten ISDN Verbindung eigentlich nur den Vorteil der schnelleren Datenübertragung und des schnelleren Verbindungsaufbaues. Die möglichen Fehlersituationen sind weiterhin vorhanden. Das Standardargument der dann billigeren Übertragung (statt 0,50 DM nur noch 0,08 DM pro Auftrag) ist zum Wert des übertragenen Auftrages wohl stark zu relativieren. Die eigentlichen Kosten erstehen ja, wenn etwas nicht klappt (Ärgern, Anrufen, Reset, Nochmal...) und die obengenannten Fehlermöglichkeiten sind damit ja auch noch genauso möglich.

Aufgrund der Nachteile des Internets (Postkartenversand, für jeden lesbar, keine sichere Rückmeldungen) wollte ich dieses eigentlich tunlichst vermeiden. Meine bevorzugte Lösung war eine ISDN Ankopplung mit integrierter Rückführung (nennt sich CAPI 3.0). Nachdem diese Schnittstelle (ich meine eine funktionsfähige Version) seit über 2 Jahren auf sich warten läßt, habe ich mich breitschlagen lassen.

Ich denke an eine neue Software auf Basis von CABTX und RSTX, bei der die erstellten Daten per email an eine bestimmte email-adresse versandt werden. Hier könnte man auch die Daten, die zur Zeit noch per Fax nachgetragen werden, integrieren. Der Übertragungsweg wäre eine Standard DFÜ-Netzwerkverbindung (also per Modem und ISDN erreichbar), die Übertragungszeit läge bei ISDN inkl. Einwahl bei ca. 10 bis 60 sec. Legt man einen Preis von 0,12 DM pro Minute (also inkl. Gemeinkosten) bei Vollabrechnung der ersten Minute zugrunde, ergäbe dieses Übertragungkosten von 0,12 DM pro Auftrag.

Die Empfangsstation müßte in periodischen Abständen das Vorhandensein neuer Aufträge überprüfen. Bei einer Stundenabfrage (ohne weitere Übertragung) wären dieses bei 10 Stunden am Tag also 1,20 DM / pro Tag. Diese Software könnte bei den Empfangsstationen die Auftragszettel mit den zusätzlich übertragenen Daten automatisch drucken und in die Poduktion geben. Bei korrekter email-Annahme wäre auch eine Rückmeldung an den Übertrager per email möglich.

Hier kämen, auf das Jahr gerechnet, ca. 300,-- DM Abfragekosten auf die Empfangsstationen mehr hinzu. Die Datenübertragung vom email-Postfach in die Produktionszentren kostet hier dann zusätzlich (bei 3000 Aufträgen im Jahr) nochmal 360,-- DM / Jahr. Dieses sind Kosten, die jetzt der Anrufer trägt, dann aber die Produktionszentren. Mit den Rückmeldungskosten kommen somit bei ca. 3000 Aufträgen im Jahr ca. 1000,-- DM zusammen, also pro Auftrag 0,33 DM Kosten. Rechnet man noch die Übertragungskosten des Auftraggebers hinzu (0,12 DM) liegen die Gesamtkosten im gleichen Bereich wie jetzt (0,50 DM).

Dieses Verfahren hätte folgende Vorteile:

Um Ihnen einen Eindruck zu geben, wie das dann nachher laufen könnte, ist folgendes Szenario hilfreich.

Sie haben einen Zugang auf das Internet und eine eigene email Adresse, die über das DFÜ-Netzwerk von Windows erreichbar ist.

In der Software gibt es einen Menupunkt "Auftrag senden als email". Dieser Befehl verpackt den Auftrag als email, fragt Sie nach zusätzlichen Informationen, die im Auftrag noch nicht vorhanden sind (z.B. Kapitalbandfarbe, mit/ohne Prägung, etc...), verbindet sich mit dem Internet, sendet die email und sagt dann: "Auftrag erfolgreich gesendet".

Nach einer bestimmten Zeit (z.B. alle Stunden) verbindet sich das Produktionszentrum mit dem email-Server und fragt die neuen Aufträge ab und lädt diese in den Empfangsbereich des Produktionszentrums.

Die neuen Aufträge werden in das L.O.S. System eingebaut. Wenn die Möglichkeiten des Produktionszentrums dieses zuläßt, kann die technische Machbarkeit (diese Prägedaten können hier nicht geprägt werden, dieses Leinen ist hier nicht vorhanden, etc...) überprüft werden und der Auftrag wird in die Produktionsliste eingetragen. Evtl. kann hier, aufgrund der bereits vorhandenen Aufträge, eine Abschätzung des Fertigstellungstermins erfolgen.

Aus den verfügbaren Informationen (Auftragsname, Anzahl der gewünschten Produkte, wieviele Aufträge vorher) kann eine automatisierte Rückmeldung an den Auftraggeber erfolgen. Hierzu wird eine email generiert und bei der nächsten Verbindung zum Internet an den Auftraggeber zurückgesandt.

Wenn man die Möglichkeiten weiterdenkt, ist hierbei auch die Möglichkeit der Abfrage des aktuellen Status eines gesendeten Auftrages per Abfrageemail möglich.

Die typischen Reaktionszeiten zwischen Auftragsübertragung, Auftragsbestätigung, Rückmeldung auf Auftragsstatusanfrage dürften bei einer Wählverbindung in der Größenordnung von 2 Stunden liegen. Mit einer Standleitung oder häufigeren Abfragen kann diese Reaktionszeit deutlich verkürzt werden. Ich gehe jedoch davon aus, daß die Produktionszentren den zusätzlichen Aufwand an die Kunden in Form einer Auftragspauschale weitergeben müssen.

Man darf jedoch nicht vergessen, daß auch dieses Verfahren Nachteile hat:

Die neue Software dürfte in der Größenordnung von ca. 15.000,-- DM liegen (Sende- und Empfangssoftware). Bei 70% Beteiligung der Anwender kommen so pro Sendesoftware ca. 600,-- DM, pro Empfangssoftware ca. 2200,-- DM als einmalige Kosten hinzu. Ich bitte zu bedenken, daß sich die Produktionszentren wahrscheinlich nicht mehrere Möglichkeiten des Datenempfanges antun werden wollen, so daß hier wahrscheinlich eine entweder / oder Lösung implementiert werden muß.